„Jeunesse dorée“ – Ausstellungsansichten
„Jeunesse dorée“ – le portrait photographique – Portraitfotografien

14.10. – 11.11.2007, Sa.+So. 16 – 19 Uhr u.n.V.

Eröffnung Samstag 13.10.2007 um 18 Uhr


Simone Eberli und Andrea Mantel,
In Sook Kim,
Danielle Schulte am Hülse
Oliver Sieber
Ellen Slegers
Katja Stuke
Ira Vinokurova
Cornelia Wruck

ESTEMPorary,
Hüttentrasse 63 im Hinterhof
Düsseldorf,
Info 0172 29 64 655
ellenslegers@gmail.com



„Jeunesse dorée“ heißt im Französischen übersetzt die goldene oder „vergoldete Jugend“.
Der Begriff stammt aus der Zeit der französischen Revolution und bezeichnet die Jugend der Oberschicht, der Elite. Diese revolutionären jungen Männer wurden politisch aktiv und traten als Gegner der Jakobiner auf. Gleichzeitig kann eine Jugend gemeint sein, die unter privilegierten und sorglosen Umständen aufwächst. Diese Sicht ist neu:
Vor dem 18. und 19. Jahrhundert wird vom jungen Menschen Folgsamkeit, Disziplin und die Unterordnung bzw. Anpassung an die Erwachsenenwelt gefordert. Mit dem 18. und 19. Jahrhundert beginnt eine Diskussion um den Umgang mit Kindern und Jugendlichen: Berühmt geworden ist die Schrift „Emile“ von Rousseau zur Erziehung von Kindern und Jugendlichen; dort spricht Rousseau ihnen einen Anspruch auf Freiraum zur Selbstentfaltung zu. Kinder sollen unbeschwert und im Kontakt zu Natur und Tierwelt aufwachsen. Heute wird der Begriff „jeunesse dorée“ in Frankreich verwendet für eine reiche, verwöhnte Jugend, auch genannt Nappy, vor allem der reichen Quartiers von Paris (dem 16ten „Arrondissemont“)



Diese Ausstellung tituliert „Jeunesse dorée“ in der Verlängerung dieses Spannungsfelds. Mediale und globalisierte Wirtschaftsstrukturen verändern soziale Gefüge und damit die Selbstverständlichkeiten, die Jugendliche vorfinden. Die Jugend konsumiert und verwertet global verfügbare Informationen und nutzt diese zur Identitätsfindung. Jugend steht zwischen einer alten bzw. alternden Gesellschaft einerseits und dem Jugendkult andererseits, bzw. der medial vermittelten Jugendlichkeit. Ist die Jugend privilegiert? Wie empfindet sie sich?
Wie zeigt sie sich, wie wird sie gezeigt, wie grenzt sie sich ab?
Welche Freiräume für Selbstdarstellung und Selbstwerdung schafft sie sich? ---

Die Ausstellung „Jeunesse dorée“ versammelt Portraitfotografien von 8 Künstlern bzw. Künstlergruppen Simone Eberli und Andrea Mantel, In Sook Kim, Danielle Schulte am Hülse, Oliver Sieber, Ellen Slegers, Katja Stuke, Ira Vinokurova, Cornelia Wruck. Die 8 Positionen thematisieren den jungen Menschen bisweilen in seinem Verhältnis zur Umwelt und Realität bzw. zu sich selbst, d.h. zwischen Fremdbild und Selbstbild und in Bezug auf fotografische bzw. pikturale Traditionen der Portraitkunst.


Kurzbeschrieb einer Auswahl der gezeigten Künstler:

Die Künstlerinnen Simone Eberli und Andrea Mantel (Zürich, Schweiz) arbeiten seit ihrem Studium u.a. bei Rosemarie Trockel künstlerisch zusammen. Die vorliegende Arbeit ist in Rom Rahmen eines Stipendiats 2005/2006 entstanden. S. Eberli und A. Mantel haben durch einen Aushang nach Müttern und Töchtern bzw. Väter und Söhnen für ihr Projekt gesucht. Die Resonanz war positiv. Es entstanden 20 Portraits. Die portraitierten Menschen sind immer Mutter und Tochter oder auch Vater und Sohn. Die Spannung entsteht dadurch, dass sie sich die Paare nicht berühren. Sie stehen unabhängig da, zusammen aber doch jeder für sich. Die Kinder sind den Eltern ebenbürtig. Die Bekleidung ist von den Betreffenden selbst gewählt worden, die Künstler wollten keinen Einfluss darauf nehmen. In „Jeunesse dorée“ können 5 dieser neuen Werke gezeigt werden.

Oliver Sieber (Düsseldorf): Viele der fotografischen Serien von Oliver Sieber beschäftigen sich mit Identität, Individualität und Gruppenzugehörigkeit und verschiedenen Jugendkulturen. Die in dieser Ausstellung gezeigten Fotografien sind aktuelle Portraits von Jugendlichen, die beeinflusst sind von japanischer Rockmusik, und sich u.a. dem Visual Kei zugehörig fühlen. ("Visual Kei ist ein in Japan geprägter Sammelbegriff für optisch auffällige Musiker aus verschiedenen Musikrichtungen und die sie nachahmenden Fans." "Durch die Popularität von Manga und Anime und dadurch auch von anderen japanbezogenen Interessensgebieten wie die japanische Rockmusik gelangen die meisten Anhänger in diese Szene." Quelle: Wikipedia)


Ellen Slegers (Düsseldorf): die von Ellen Slegers gezeigte Arbeit ist von der pikturalen Tradition der Königskinder Portraits inspiriert, welche die Kinder oft zur Charakterisierung ihrer Befindlichkeit mit ihren Haustieren darstellt. Bezugnehmend auf ihre Arbeit „Carlos Balthazar als Jäger“, nach Velazquez (2005), dem Königskind mit Jagdhunden, fotografierte die Konzeptkünstlerin Kinder in dem Armenviertel Carapicuiba (Favela) außerhalb von Sao Paulo mit ihrem Haustier, v.a. einem Hund. Sie fotografierte die Kinder nahe oder vor ihrem Wohnhaus. Manche Kinder nehmen eine Pose ein, die sie oft nicht durchhalten, manche beschäftigen sich mit ihrem Tier. E. Slegers montiert viele digital produzierte Aufnahmen im Standard Format 10 x 15 cm in einen Rahmen mit der Frage nach dem gelungenen Bild, im Spannungsfeld zwischen digitaler Hobbyfotografie und dem Raum der Fotokunst.

Katja Stuke (Düsseldorf): Katja Stukes fotografische Arbeiten thematisieren die Beobachtung der Menschen im öffentlichen Raum, der Beurteilung von Bildern und Realität auf Grund unterschiedlichster bildnerischer Sozialisation und der Veränderung der Wahrnehmung von Bildern durch unterschiedliche mediale Kontexte. Die Auswahl für diese Ausstellung zeigt Menschen von hinten: "gefundene" Bilder aus Spielfilmen und Computerspielen und "eigene" Motive, Rückenansichten von Menschen auf der Straße. Diese Perspektive auf die Menschen bedeutet auf der Straße üblicherweise totale Anonymität, Unbekanntheit, Unwissen über die andere Person. Dieselbe Perspektive aber kann z.B. in einem Computerspiel die völlige Identifizierung mit dem Charakter bedeuten, den man vor sich von hinten auf dem Bildschirm sieht.
Ellen Slegers, Düsseldorf im Oktober 2007

„Jeunesse dorée“ noch zu sehen bis zum 11.11.2007 im ESTEMPorary Düsseldorf,
Hüttentrasse 63 im Hinterhof, Sa.+So. 16 – 19 Uhr und n.V.
Eröffnung, Samstag, 13.10.2007 ab 18 Uhr